Berchtesgadener Land
BIRDING
Auf Vogelschau mit Karl Gugg
Abschalten im Alltag gelingt beim Birding. Richtig! ein Vogelbeobachter entspannt just in time, schweift der Blick durch den Garten, geht es in Wald und Wiese, ins Gebirge. Der Vogelbeobachter von heute kann mit einer App sogar einen eigenen Vogelkatalog anlegen oder mit der Zwitscher-App Vogelrufe lernen. In der Region gibt es einige Vogel-Hot-Spots. Mit Feldstecher um den Hals und Spektiv im Gepäck lassen sich im Winter an den heimischen Gewässern – dem Waginger oder Chiemsee, der Salzach –, in den Nationalparks – in Berchtesgaden oder in den Hohen Tauern, im Moorgebiet und im Wald oder schlicht im heimischen Garten vom Fenster aus zahlreiche Wintervögel beobachten. Es gibt Beobachtungstürme mit angebrachtem Spektiv – etwa am Chiemsee oder im Ainringer Moss.
Entspannt Meditieren und Wandern allein nicht, verhilft vielleicht die Vogelschau zum Abschalten. Birding bewegt zum Abschalten in der Natur mit Mehrwert. Erfolgserlebnis garantiert, irgendeinen Vogel sieht jeder. Karl Gugg von der Kreisgruppe des Berchtesgadener Landes des Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. geht nicht erst auf Vogelschau, seit die altbackene Vogelbeobachtung mit dem hippen Namen Birding im Trend ist. Er beobachtet Vögel seit ihm seine Mutter als Bub ein Bestimmungsbuch geschenkt hat. Mittlerweile ist der pensionierte Gymnasiallehrer 83 Jahre alt und kennt sich aus in der Vogelkunde, die er dem büromüden, stressgeplagten Menschen oder schlicht dem Interessierten erklärt. Die Vogelschau schafft Abhilfe, wenn die Entspannung Hilfe braucht. Natur und der Vogelgesang fordern volle Konzentration. „Herrlich bereichernd und entspannend“ empfindet das Kathi Lenz, bei der herkömmliche, Entspannungstechniken wie Achtsamkeit, Meditation oder Fantasiereise nicht greifen. „Da komme ich erst recht ins Grübeln“, so die junge zweifache Mutter mit Ganztagsjob als Krankenschwester.
Sie nimmt sich stets Zeit, die Natur zu genießen. Auch, wenn das als Mutter des dreijährigen Laurins und der fünfjährigen Liselotte oft nur von der Fensterbank aus möglich ist. Vor dem Wohnzimmerfenster tummelt sich das Vogelvolk. Dort steht ein Vogelhäuschen. Das Häuschen auf dem gut eineinhalb Meter hohen Stamm aus Birkenholz bedecken Holzschindel aus Fichtenholz. Ins Häuschen legt Kathi Lenz gehackte Erd- und Haselnüsse, Sonnenblumenkerne, Hanfsaat, Getreideschrot, Mais. Ein Meisenknödel hängt am winterkahlen Apfelbaum daneben. Kathi Lenz hat sie selbst geformt. Auf der Fensterbank im Wohnzimmer liegt ein Fernglas.
Sie beobachtet die Körnerfresser wie sie suchen, picken, piepen.
„Während Insektenfresser im Herbst in den Süden ziehen, bleiben Körnerfresser wie Spatz und Fink und deren Verwandtschaft in der Region. Starr und Hausrotschwanz fliegen gegen Ende Oktober in wärmere Gebiete.“ Karl Gugg kennt die Vogelkunde. So verbringe der Starr milde Winter im Rheingebiet, der Hausrotschwanz ziehe in Mittelmeernähe. Trauerschlepper und Kuckuck flögen schon im September in die Tropen. „Im Wesentlichen nach Afrika“, erklärt er.
Vor Kathi Lenz‘ Fensterbank tummelt sich auch im Winter der Spatz. Der grau-braune Haussperling ist stets bekannt. Der Körnerfresser mit gedrungener Gestalt auf kurzen Beinen hat ein braun-rötliches Gefieder mit schwarzen Längsstreifen auf dem Rücken. Das typische Tschilpen ist ein vertrautes Geräusch. Mit dem gedrungenen Aussehen hat der Spatz eine laute Art.Er scheue nicht die Nähe zum Menschen, zu Haus und Hof. Er dinge gerne in Gebäude ein. „Mindestens ein Spatz sitzt immer auf der Fensterbank“, sagt Kathi Lenz. Weitaus seltener sitzt gar dort oder auf einem Obstbaum der Feldsperling. Der Feldsperling, der filigraner, kleiner und schlanker ist als der Spatz, ist braun. Im Nacken, an der Kehle hat er einen kleinen, schwarzen Fleck. Die Wagen sind weiß mit einem schwarzen Fleck in der Ohrengegend.
Im Wesentlichen meidet der Feldsperling die dichte Siedlung. Er sei mehr am Ortsrand und auf dem Feld anzutreffen, aber auch – wie es Karl Gugg schon des Öfteren beobachtet hat, im weitläufigen Wohngebiet. In Saaldorf oder Karlstein zum Beispiel. Der Buchfink mit blaugrauem Kopf, rotbrauner Brust hat breite Flügelbinden, eine weiße Schwanzkante und graugrüne Bürzel. Der Buchfink ist etwa so groß wie der Spatz – nur schlanker. Unter Kati Lenz Futterhäuschen pickt der Buchfink nach Körnern. Er liest auf, was andere Körnerfresser fallen lassen. Der Buchfink sei hierzulande häufig anzutreffen– im Garten auf dem Rasen oder in der Baumkrone, am Waldrand oder im Buchenwald. Nach der Epidemie Trichomonas sei das Vorkommen des Buchfinks seltener geworden. Die Kohlmeise mit der schwarzen Kappe ist häufig zu Gast im Garten. Mit dem glänzend schwarzen Kopf, den weißen Wangen, dem schwarzen Kinnlatz ist sie leicht zu erkennen. Die Bauchseite ist gelb mit einem kräftigen schwarzen Bauchstreifen. Artverwandt ist die Blaumeise, die mit einer Körperlänge von knapp zwölf Zentimetern deutlich kleiner ist als die Kohlmeise. Karl Gugg bezeichnet die hellblaue Gefiederpartie am Kopf als einzigartig unverkennbar. Unverkennbar ist auch das Rotkehlchen: Die Kehle in sanftem Hellrot fällt auf. Der sonst graue Vogel halte sich vermehrt an Futterstellen auf. Auch an Kathi Lenz‘ Futterhäuschen stattet das Rotkehlchen hie und da einen Besuch ab. Schon durch die beträchtliche Größe sticht die Amsel im Garten hervor. Das Männchen ist rein schwarz mit orangegelbem Schnabel, das Weibchen ist bräunlich schwarz mit einer unregelmäßigen Aufhellung. Die Augenringe sind gelb. Die Amsel ist im Wesentlichen kein Körnerfresser, sie überstehe die Winter, als „Laubumdreher“. Unter Hecke und Gesträuch gelange sie an Insekten und Spinnen in Winterstarre. Die Amsel sei immer da – im Garten. „Auf Spatz und Amsel ist Verlass.“ Kathi Lenz hält Ausschau nach dem Dauergast im Garten. In der Baumkrone sitzt gerne der Gimpel– auch Dompfaff genannt. Er frisst neben Körnerfutter im Frühling austreibende Baumknospen. Der Finkenverwandte – wie Karl Gugg ihn nennt – ist gerne auch im Nadelwald. Er hat ein charakteristisches Aussehen: der kurze, auffallend dicke Schnabel – schwarz, die dunkle Oberseite, die dunkle Kappe.
Im Nadelwald – in der Region besonders in Höhenlage – ist der Erlenzeisig zu Hause. Im Herbst und Winter streift er umher, sucht nach Samenzäpfchen der Erle – meist im leicht moorigen Gebiet, auch die Gartenfutterstelle verschmäht er nicht. Kathi Lenz sieht hie und da einen Ehrlenzeisig. „Wimmelt es plötzlich von Zeisigen“, so Gugg, stammt die Großzahl aus Skandinavien und Russland. Alle paar Jahre sei dort der Winter zu streng.
Wie der Grünfink hat der Erlenzeisig Gefiederpartien in hellgelb und zart-grün, Flügel-Querbinden sind gelb. Die Kopfplatte und Kehle der Männchen sind schwarz. Karl Gugg vergleicht die Größe des Erlenzeisigs mit der der Blaumeise.
Ähnlich klein ist der Stieglitz. Er zählt so den buntesten Singvögeln. Der schwarze Hinterkopf und Nacken und die weißen Kopfseiten kontrastieren mit der auffallend hellroten Gesichtsmaske. Auch die gelben Flügelbinden stechen hervor. Seinen Name ginge auf das „Stiglit“, das er von sich gibt, zurück. Karl Gugg höre den Vogel hie und da im Garten singen. „Ich auch – manchmal!“ Kathi Lenz lächelt, öffnet das Fenster, um zu lauschen. Mit den weißen Flügeln fällt der Schneesperling auf, nur die Handschwingen und der Daumenfittich sind schwarz. Der Schwanz ist weiß mit einer dünnen schwarzen Endbinde, nur die innersten beiden Schwanzfedern sind schwarz. Einen Blick auf den Schneesperling erhascht der Bergsportler. Der Schneesperling ist im Gebirge anzutreffen – in der Region am Steinernen Meer im Berchtesgadener Land, in den Hohen Tauern. Im Winter sucht er sich von Schnee freigefegte Stellen – etwa am Schneibstein, 1946 ist ein Schneesperling über den Berchtesgadener Bahnhof spaziert. Der Fichtenkreuzschnabel mit gedungener, schlanker Gestalt – rötlich, ziegelrot bis orange – ist. Der Fichtenkreuzschnabel fällt auf. Damit holt sich der Wintervogel, der im Schwarm von einer Stelle zur nächsten fliegt, die Fichtensamen aus dem Tannenzapfen.
Birder werden – Los:
• Fernglas aus dem Schrank holen.
• Vogelhäuschen aufstellen. Besonders schöne Vogelhäuschen gibt es bei ANJA am Königssee.
• Vogelfutter herstellen.
Meisenknödel, gefüllte Kokosschale, Futterherz
Zutaten
300 Gramm ungesalzenes Kokosfett
2 Esslöffel Speiseöl
300 Gramm gemischte Körner (gehackte Erdnüsse, gehackte Haselnüsse, Sonnenblumenkerne, Hanfsaat, Getreideschrot, Mais)
weitere Zutaten
Meisenknödel: ein Stück Schnur
gefüllte Kokosnuss: 1 Kokosnuss
2 Zweige, Draht
Futterherz: Backblech, Ausstechförmchen in Herzform
Zubereitung Meisenknödel
Das Kokosfett schmelzen. Ehe das Fett kocht, zum weichen Fett zwei Esslöffel Speiseöl geben und die Nuss-Körner-Saaten-Getreide-Mischung unterrühren. Das Fett aushärten lassen (bei 10 Grad). Die erkaltete Masse zum Knödel formen, ein Stück Schnur einarbeiten und aushärten lassen.
Gefüllte Kokosnuss
Zwei Löcher in die Kokosnuss stechen oder bohren und den Draht durchfädeln. Die Kokosmilch abgießen und die Nuss in der Mitte durchsägen. Das Fruchtfleisch auslösen. Zwei Zweige durch die Öffnung stecken und mit Draht fixieren. Das Kokosfett schmelzen. Ehe das Fett kocht, zum weichen Fett zwei Esslöffel Speiseöl geben und die Nuss-Körner-Saaten-Getreide-Mischung unterrühren. Die Fett-Futter-Mischung in die Kokosschale füllen und aushärten lassen.
Futterherz
Zutaten
Die Herzförmchen auf dem Backblech mit der Nuss-Körner-Saaten-Getreide-Mischung füllen, dabei die Schnur einarbeiten. Die Herzförmchen mit Fett auffüllen aushärten lassen. Die Herzchen aus der Form lösen.
Karl Guggs Extra-Tipp: Rotkehlchen und Amsel mögen getrocknete Mehlwürmer und Beeren.
