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Flugtraining von Sisi und Nepomuk im Nationalpark Berchtesgaden

©Christian-Steiger

Berchtesgaden

Flugtraining von Sisi und Nepomuk im Nationalpark Berchtesgaden

Ausgewilderte junge Bartgeier entwickeln sich hervorragend –Bartgeierdamen der Vorjahre erkunden die Alpenregionen

Die in diesem Jahr vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderten Bartgeier Sisi und Nepomuk haben sich beeindruckend entwickelt, nachdem sie Ende Juni überraschend früh ihre Felsnische verlassen und zu ihren ersten Flügen aufgebrochen sind. „Wie üblich in diesem Projekt müssen sich die beiden Vögel ohne elterliche Unterstützung völlig selbständig entwickeln. Bei der Nahrungssuche, der Wahl sicherer Schlafplätze und dem Trainieren ihrer Flugfähigkeiten beweisen diese beiden eine bemerkenswerte Lernfähigkeit“, sagt der LBV-Bartgeier-Experte Toni Wegscheider. Die drei in den Vorjahren ausgewilderten Bartgeier sind ebenfalls wohlauf und erkunden die Alpen. Dank GPS-Sendern auf dem Rücken der Vögel können Bartgeier-Fans die Flugrouten der Geier durch Europa online mitverfolgen unter www.lbv.de/bartgeier-auf-reisen.

Die Projektmitarbeitenden von LBV und Nationalpark Berchtesgaden zeigen sich mit der Entwicklung von Sisi und Nepomuk sehr zufrieden. „Beide haben bereits wenige Tage nach ihren Erstflügen in der Halsgrube selbstständig und fernab der von uns eingerichteten Futterplätze ein natürlich verendetes Wildtier entdeckt und daran gefressen. Derartiges Verhalten hat bei den Vorgängerinnen teilweise Monate gedauert“, sagt Toni Wegscheider. Sisi zeigt schon sehr jung erfreuliche Flugfähigkeiten und segelt gelegentlich auf über 2.000 Meter Höhe in die Gipfelregionen der Reiteralm im Nationalpark Berchtesgaden. Ihre Flüge werden immer eleganter und sicherer. „Der acht Tage jüngere Nepomuk hingegen verhält sich eher vorsichtig und bleibt noch nahe an der Auswilderungsnische. Täglich können Wandernde ihn dort bei vielen kurzen Flügen beobachten, bei denen er sich oft am Verhalten von Sisi orientiert. Er folgt ihr zu dem von uns ausgelegtem Futter oder zu Ruheplätzen“, so Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.

Zwei von drei im Gebiet der Nische regelmäßig von LBV-Mitarbeitenden und Nationalpark-Rangern bestückten Futterplätze haben die beiden Bartgeier schon entdeckt. Als Aasfresser üben die beiden Vögel neben dem Fressen großer Knochen auch das Zerlegen von Nahrungsstücken. „Das Bartgeier-Team konnte beobachten, wie Sisi und Nepomuk bereits Knochen in ihren Krallen transportieren. Dieses Verhalten stellt eine wichtige Vorstufe zum später ausgeübten Abwurf von großen Knochen aus deutlicher Höhe auf Felsen dar, durch den zu große Stücke in schnabelgerechte Teile zerbrochen werden können, eine für Bartgeier essenzielle Fähigkeit“, erklärt Ulrich Brendel.

Außergewöhnlich im Rahmen des europaweiten Auswilderungsprojekts ist die weiterhin enge Bindung der beiden Vögel zueinander. „Sisi und Nepomuk reichen sich gelegentlich gegenseitig Futterstücke, schlafen oder ruhen nahe beieinander und zeigen ab und zu elegante Synchronflüge“, berichtet Toni Wegscheider. Bartgeier sind grundsätzlich Einzelgänger, doch in den ersten Jahren sind Jungvögel tendenziell sozial und bilden gelegentlich für einige Zeit kleine Trupps aus zwei bis drei Vögeln, um sich zum Beispiel gegenseitig bei der Nahrungssuche zu helfen. Alle bisher im Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderten Jungvögel haben ein auffällig friedliches Miteinander entwickelt. Die Bartgeier-Experten führen das auf die recht große Auswilderungsnische zurück, bei der sich die Vögel bei Reibereien recht gut aus dem Weg gehen können.

Weltenbummlerin Dagmar tourt durch Frankreich, Italien und die Schweiz

Die 2022 im Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderte Dagmar übersiedelte nach ausgiebiger Inspektion des österreichischen und italienischen Alpenraumes Ende März in die Schweiz, wo sie hauptsächlich im Bereich zwischen Engelberg und Grindelwald sowie den Viertausendern Schreckhorn, Mönch und Jungfrau unterwegs war. „Heranwachsende Bartgeier haben einen großen Wanderdrang und erschließen sich dabei immer wieder neue Nahrungsquellen. Die GPS-Daten von Dagmar zeigen uns regelmäßige, teils streckenreiche Erkundungsflüge mit bis zu 400 Kilometer Leistung pro Tag. Sobald sie einen Kadaver findet, bleibt sie einige Wochen in dessen Gegend“, sagt Toni Wegscheider. Mitte Juni zog es Dagmar nach Süden Richtung Genfer See und schließlich in die französischen Alpen rund um die Gipfel und Täler des Nationalpark La Vanoise. Sie besuchte auch öfter das angrenzende Aostatal auf italienischer Seite. Aktuell ist die reiselustige Bartgeierdame nun wieder in die Schweizer Berge zurückgekehrt.

Bavaria und Dagmar unterwegs im Tennengebirge Während Dagmar intensiv die Alpenländer erkundet, sind ihre beiden Artgenossinnen Recka und Bavaria vergleichsweise standorttreu und überraschend gesellig. Seit Anfang März bilden die beiden eine „Wohngemeinschaft“ am südwestlichen Rand des österreichischen Tennengebirges nahe des Nationalparks Berchtesgaden. „Die im Vorjahr ausgewilderte Recka durchstreifte bereits im Winter die wildreichen Hänge und Rinnen des Salzachtals, und auch unser ältester Bartgeier Bavaria war immer wieder im Gebiet zwischen Bluntautal, Jenner und dem angrenzendem Tennengebirge unterwegs“, berichtet Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel. Im Juni verbrachte Recka auch einige Tage im Dachsteingebirge sowie am Wilden Kaiser, doch sie kehrte nach kurzer Zeit ins Tennengebirge und zu Bavaria zurück.

Die aktuellen Flugrouten der drei deutschen Bartgeier-Damen sowie die kommenden Ausflüge von Sisi und Nepomuk, sobald sie im Spätsommer das Klausbachtal verlassen haben, können auf der Webseite des LBV mitverfolgt werden unter www.lbv.de/bartgeierauf- reisen.
www.lbv.de

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